Köln 07.–10.11.2024 #artcologne2024

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Mangos, Jute und Vaters Maske

Traditionsreiche und junge Wiener Galerien zeigen auf der ART COLOGNE Skulpturen und Malerei, darunter eine Wandarbeit von Rosemarie Trockel, neue Skulpturen von Benjamin Hirte und die bemerkenswerte Malerin Jongsuk Yoon.

Die Wall Installation „Ohne Titel (Vater)“ von Rosemarie Trockel ist im Programm der Galerie MEYER*KAINER. (VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Courtesy Galerie MEYER*KAINER, Vienna, Foto: Kati Göttfried)

Weniger ist manchmal mehr.

Jedenfalls für den Wiener Galeristen Emanuel Layr, der 2023 an der ART COLOGNE teilnimmt. Als eine seiner Motivationen dafür führt er an: „Die Messe hat sich in diesem Jahr verschlankt.“ Dementsprechend sei die Qualität der teilnehmenden Galerien gestiegen. Auffällig ist dabei die hohe Präsenz von insgesamt 17 österreichischen Galerien. Die meisten davon stammen aus Wien und zeigen Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Deutschland.

Einige von ihnen sind nach Jahren der Absenz wieder dabei: Charim, Exile, Meyer Kainer sowie Layr, der neben der Qualität der Messe auch die „tollen Institutionen in Köln und Umgebung“ lobt, ebenso wie die deutschen Kunstakademien: „Ein kritischer Diskurs ist intakt, und es ist sehr spannend, sich diesem zu stellen“. Daher entschied er sich für eine Solopräsentation – in diesem Fall von Benjamin Hirte, der zwei neue Skulpturen aus Stein präsentiert. „Benjamin arbeitet mittlerweile sehr viel mit Stein, und wir wollen dieses Medium sehr selbstbewusst vorstellen“, so Layr. „Im Bildhauerischen hat er gerade Unglaubliches vollbracht.“ Hirte ist geboren in Aschaffenburg und lebt heute in Wien.

Skulpturen von Benjamin Hirte.

Die Galerie Layr präsentiert Skulpturen aus Carrara-Marmor von Benjamin Hirte (Not yet titled, 2023, Courtesy the artist & Layr, Vienna. Foto: Michael Uecke)

Die Galerie MEYER*KAINER, deren Wurzeln bis in die 1980er-Jahre reichen, reist mit zwei Positionen an, die einander ergänzen – zwei „charakteristische Porträtserien“, wie Christian Meyer es zusammenfasst. Eine davon ist Rosemarie Trockels Wandarbeit „Father“ (1995), bestehend aus einer Gipsmaske und elf Porträtzeichnungen. Diese stellen ihren Vater dar, eine „genealogische Erforschung der eigenen Verwandtschaft, die gleichzeitig auf komplexe Weise ihre eigene Künstlerinnenposition reflektiert.“ Dem gegenüber stehen Skulpturen der Wiener Künstlergruppe Gelatin. Sie postierten jeweils zwei Abgüsse von Hinterköpfen aus Aluminium auf Sockeln, ein „Versuch, verschiedene soziale Archetypen festzulegen“, so Meyer.

Im Gegensatz zu Meyer Kainer war die traditionsreiche Galerie nächst St. Stephan auch 2022 in Köln.

Dieses Jahr zeigt Inhaberin Rosemarie Schwarzwälder unter anderem Bernard Frize, Katharina Grosse, Sheila Hicks, Joelle Tuerlinckx und Jongsuk Yoon. Mit Grosse, die aktuell eine Ausstellung in der Wiener Albertina zeigt, arbeitet die Galerie bereits seit fast 25 Jahren zusammen. „In ihren neuesten Arbeiten konzentriert sie sich auf sechs Farben, die sie zueinander in intensive Beziehungen setzt“, so Schwarzwälder, „eine starke Position, die unser Empfinden und unsere Wahrnehmung immer wieder mit ihrem Spektrum eigenwilliger Formen und Farbspielen herausfordert.“ Grosses Kollegin Jongsuk Yoon, geboren in Südkorea und seit 30 Jahren in Deutschland lebend, vereint Anspielungen auf asiatische Landschaftsmalerei mit Abstraktion. „Ihre Arbeiten haben in den vergangenen Jahren eine beachtliche Entwicklung genommen“, lobt die Galeristin.

Das Werk „Clouds“ der Künstlerin Jongsuk Yoon.

Bei der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder sind Arbeiten der südkoreanischen Künstlerin Jongsuk Yoon zu sehen. (Clouds, 2023, Foto: Achim Kukulies; Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder)

Eine der aufregendsten Neueröffnungen in der Wiener Kunstszene der vergangenen Jahre verantworteten Victoria Dejaco und Michael Wonnerth-Magnusson, die seit 2020 in der Innenstadt etablierte, wie junge Positionen vertreten.

In Köln zeigt die Galerie Wonnerth Dejaco die Malerin Maja Vukoje, eine gebürtige Düsseldorferin, der das Wiener Belvedere 2020 eine viel beachtete Schau ausrichtete. Vukoje malt ihre prägnanten Motive von Kolonialwaren (etwa Mangos) auf Jutesäcke, in denen Kaffee und anderes global gehandelt wird. Michael Wonnerth-Magnusson meint: „Indem Maja Vukoje konsequent an einer Kritik der postkolonialen Machtverhältnisse arbeitet, treibt sie die Entwicklung der Malerei als Medium kritischer Kulturproduktion voran.“

Kollegin Victoria Dejaco verspricht sich einiges von der ART COLOGNE: „Wir würden gerne Majas in Österreich erfolgreiche Karriere auf Deutschland ausweiten und hoffen, in Köln dafür spannende Kontakte zu machen.“ Jedenfalls findet man sich auf der ART COLOGNE in bester Gesellschaft. Da fährt die Eisenbahn drüber, oder, wie man in Wien sagt: Das ist fix.