Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

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Die wichtigsten Herbstausstellungen in Köln, Düsseldorf und im Rheinland

Das Gemälde "Ich und mein Modell" von Lotte Laserstein

Protagonistin der queeren Moderne im K20: Lotte Laserstein „Ich und mein Modell“ Foto: Privatsammlung, Courtesy Agnews, London © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Parallel zur ART COLOGNE laden auch in diesem Herbst wieder wichtige Ausstellungen im Rheinland zum Museumsbesuch ein. Die vielleicht wegweisendste ist ab 27. September 2025 im K20 in Düsseldorf zu sehen. Dort zeigt die Gruppenausstellung „Queere Moderne. 1900 bis 1950“, dass Kunstgeschichte noch nie geradlinig war. Die Schau nimmt sich zum Ziel, den keineswegs geringen Beitrag queerer Künstlerinnen und Künstler zur Avantgarde vorzustellen. Einige derjenigen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die gewagteste Kunst schufen, nahmen eine damals als ebenso „herausfordernd“ empfundene sexuelle Identität an und verschwanden später aus der offiziellen Geschichtsschreibung, von Claude Cahun über Toyen bis zu John Cage.

Der Prolog stellt die französische Malerin Rosa Bonheur vor, die im 19. Jahrhundert für ihre Tierdarstellungen bekannt war. Sie trug Männerkleidung und lebte 40 Jahre in einer Lebenspartnerschaft mit der Erfinderin Nathalie Micas. Das Kapitel „Modernes Arkadien“ zeigt, wie sich Dame Ethel Walker, Lotte Laserstein oder Ludwig von Hofmann fantastischer oder intimer Bilder bedienten, um homoerotisches Begehren zum Ausdruck zu bringen. „Sapphische Moderne“ fokussiert auf von lesbischen Frauen geführte Salons und Netzwerke in Paris, wo etwa Gertrude Stein aktiv war. „Surreale Welten“ vereint Positionen des Surrealismus, die sich mit Konzepten der Androgynie und des Hermaphroditismus auseinandersetzten.

„Queere Avantgarden und intime Netzwerke“ stellt männliche Homosexualität und Künstler wie Pavel Tchelitchew, George Platt Lynes, Beauford Delaney und Nils Dardel vor, die in New York und Paris auf die dortigen Avantgarden stießen. „Queerer Widerstand seit 1933“ widmet sich den antifaschistischen Aktivitäten einer Jeanne Mammen oder Hannah Höch. Der Epilog zeigt schließlich, dass noch in den konservativen 1950erJahren, Sonja Sekula oder John Cage mit einer homophoben Kulturpolitik der McCarthy-Ära konfrontiert wurden.

Die Künstler John Cage, Merce Cunningham und Robert Rauschenberg 1964 im Londoner Tanztheater Sadler’s Wells

Swinging Sixties: John Cage, Merce Cunningham und Robert Rauschenberg 1964 im Londoner Tanztheater Sadler’s Wells Foto: © Douglas H. Jeffery / Victoria and Albert Museum, London

Fünf Freunde in Köln

Wenige Schritte weiter im Kunstpalast lassen sich neben der 80 Arbeiten umfassenden Werkschau von Hans-Peter Feldmann ab 25. September 2025 weitere lange marginalisierte Positionen von Frauen in der Schau „Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter“ studieren. Im 19. Jahrhundert durchaus präsente Künstlerinnen wie Elisabeth Jerichau-Baumann, Marie Wiegmann oder Paula Monjé sind in öffentlichen Sammlungen, wie der des Kunstpalastes, vergleichsweise wenig vertreten und viele der in der Ausstellung versammelten Werke werden erstmals wieder gezeigt.

Unter mangelnder Aufmerksamkeit haben die im Ludwig Museum in Köln in der ab 3. Oktober 2025 laufenden Schau „Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ vereinten Künstler nicht gelitten. Sie lernten sich am berühmten Black Mountain College in North Carolina kennen. Cage und Cunningham unterrichteten dort, Rauschenberg und Twombly gesellten sich als Schüler hinzu. Kurze Zeit später wurde Jasper Johns Teil der Gruppe. Die Ausstellung beleuchtet die enge künstlerische, freundschaftliche und auch homoerotische Beziehung der fünf prägenden Nachkriegskünstler entlang gegenseitiger Einflüsse. Cage und Cunningham waren seit den 1940er Jahren Lebenspartner. Rauschenberg und Twombly hatten sich 1951 kennen und lieben gelernt. Twombly verließ Rauschenberg wegen dessen Liebschaft mit Jasper Johns und zog nach Italien. Rauschenberg war Ausstatter der Merce Cunningham Dance Company, deren Objekte und Kostüme die Ausstellung prägen und die Interdisziplinarität, Experimentierfreude und den Ideenreichtum der Freunde veranschaulichen.

Ein Videostill aus DOKU The Flow von Lu Yang

Zeitbasierte Medienkunst aus der Julia Stoschek Foundation: Lu Yang, DOKU The Flow, 2024 Foto: Video still, HD video, 50′15′′, color, sound. Courtesy the artist and Société, Berlin.

Wo das Unsichtbare sichtbar wird

In Neuss lockt als Sahnehäubchen dann ab 9. November 2025 die Ausstellung „Incarnate”. Sie fungiert als erste Kooperation zwischen der Julia Stoschek Foundation und der Langen Foundation. Zeitbasierte Medienkunst aus der Julia Stoschek Collection wird in dem Tadao-Ando-Bau mit klassischen japanischen und asiatischen Werken aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen einem Dialog unterzogen. In der Philosophie und Theologie bezeichnet der Begriff „Inkarnation“ das Sichtbarwerden des Unsichtbaren. Mit Arbeiten aus mehr als eintausend Jahren, vom 7. Jahrhundert bis zur Gegenwart, setzt „Incarnate” das Verhältnis zwischen Körper und Bewusstsein, Geist und Maschine, Bild und Wirklichkeit in Beziehung.

Autorin: Alexandra Wach