Köln 07.–10.11.2024 #artcologne2024

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Runde Geburtstage - Teil 2

Auf der diesjährigen ART COLOGNE gibt es einige Jubiläen zu feiern, zum Beispiel 50 Jahre Galerie Karsten Greve sowie 50 Jahre Produzentengalerie.

Der Galerist Karsten Greve 2019 in Köln © Albrecht Fuchs

Gut fünf Jahrzehnte im Geschäft ist der Galerist Karsten Greve.

Er begann früh mit dem Kunsthandel, absolvierte aber parallel dazu noch ein Kunstgeschichte- und Jura-Studium. 1969 begann er mit Editionen zu handeln. Im Anschluss betrieb er zwei Jahre lang eine Galerie mit Rolf Möllenhof. 1972 gründete er seine eigene Galerie in Köln, die 1973 eröffnet wurde.

Dem Rheinland blieb der Kunsthändler bis heute treu, auch wenn er inzwischen mit seiner Frau im Engadin lebt. In Köln residiert seine Galerie seit dem Jahr 2000 in einem denkmalgeschützten Gebäude in der schmalen Drususgasse gleich hinter dem Museum für Angewandte Kunst. Hier beginnt das Reich von Künstlern wie Louise Bourgeois, John Chamberlain oder Cy Twombly. Ihre jahrzehntelange Präsenz im Rheinland verdankt sich Karsten Greve, der sie seit dem Start seiner Galerie unermüdlich ausstellt.

Alle sind inzwischen weltberühmt, was auch auf den Galeristen zurückzuführen ist.

Greve setzte von Anfang an auf die richtigen Namen der Nachkriegsavantgarde und erlangte so schnell auch internationalen Erfolg: Neben Yves Kleins „Anthropometrien“, mit denen er seine Galerie eröffnete, gingen unter anderem maßgebliche Werke von Giorgio Morandi, Lucio Fontana oder Pierre Soulages durch Greves Hände. Ganz so leicht, wie es im Rückblick scheint, war es jedoch nicht: „Die Künstler waren damals so etabliert, dass ich zehn Jahre brauchte, um die erste Arbeit von Louise Bourgeois zu verkaufen“, erzählte Karsten Greve vor wenigen Jahren in einem Interview.

Das Kunstwerk „Topiary“ von Louise Bourgeois

Ein museales Kunstwerk im Programm der Galerie Karsten Greve: Louise Bour-geois, „Topiary“, 2006 © Christopher Buke, New York / Courtesy Galerie Karsten Greve St. Moritz, Paris, Köln

Deutsche Malerei muss immer etwas erzählen.

Mit Louise Bourgeois gelang ihm aber dann einer seiner vielen Coups, um den ihn die Branche beneidete und die ihn zu einem der wichtigsten europäischen Kunsthändler machten. Neben Twombly, Manzoni und Kounellis, später auch Cornell und de Kooning, zählt sie zu der Herzgruppe von Künstlern, für die sich Galerie beharrlich und auf musealem Niveau engagiert.

Die europäische Perspektive weitete sich dann noch einmal 1989 mit der Eröffnung einer Galerie im Marais, dem historischen jüdischen Viertel von Paris. Hier wurde er nicht wie in Köln immer wieder mit der Frage konfrontiert, weshalb er – vielleicht mit Ausnahme des abstrakten Malers Gotthard Graubner - so wenige deutsche Künstler zeige: „Ich habe mich immer als Europäer gesehen und darunter gelitten, dass wir kaum deutsche Künstler ausstellen. Sie haben mich aber aus konkreten inhaltlichen Gründen selten interessiert. Deutsche Malerei muss immer etwas erzählen.“

Köln blieb er dennoch immer verbunden, auch als 1999 ein dritter Standort in St. Moritz hinzukam. Und so wird er parallel zur diesjährigen ART COLOGNE einmal mehr mit einer Ausstellung aufwarten, die hochkarätige Kunst verspricht.

In „A POETICS“ wird die langjährige Zusammenarbeit mit der aus Texas stammenden US-Bildhauerin Catherine Lee gewürdigt, deren Arbeiten zuletzt vor neun Jahren in Köln zu sehen waren. Gezeigt wird eine neue Gruppe serieller Wandplastiken aus Keramik, in die erstmals Gedichte der Künstlerin integriert sind, gemeinsam mit frühen Skulpturen, Malereien und Arbeiten auf Papier. Die retrospektive Bedeutung dieser Ausstellung unterstreicht ein Artist Talk im Rahmen der ART COLOGNE am 17. November um 19:00 Uhr, bei dem Catherine Lee mit Daniela Antonin, Direktorin des Hetjens-Museum Düsseldorf, und Prof. Anne-Marie Bonnet von der Universität Bonn im Gespräch sein wird.

Bei der Produzentengalerie wurde zum Jubiläum gelost. Obwohl sie mit Mario Kramer, dem ehemaligen Sammlungsleiter im MMK Frankfurt, einen herausragenden Kurator für ihre Ausstellung zum 50-jährigen Geburtstag gewonnen hat, entschied der Zufall. Er bestimmte, wo in den Hamburger Räumen die gut 90 ausgestellten Werke bis in den Januar platziert sind. Es geht um den „Eigensinn“ (Kramer) der Kunst – und natürlich auch um die Gleichwertigkeit aller in der Schau vertretenen Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeit sich mit der Geschichte der Galerie verbindet.

Ein wichtiges Tool ist die ART COLOGNE

Gegründet wurde die Produzentengalerie von einem Quintett, zu dem der Maler Gustav Kluge, die 1989 verstorbene Künstlerin Clivia Vorrath und Rainer Noeres zählte, der heute das Otto Modersohn-Museum leitet. Alle wollten 1973 mehr relevante zeitgenössische und gern auch die eigene Kunst in Hamburg sehen. Anwärter gab es genug, und nahezu immer bewies die Produzentengalerie ihre visionären Qualitäten: Hier stellten Andreas Slominski, Astrid Klein, Thomas Schütte oder Franz Erhard Walther aus, lange bevor ihre großen Karrieren begannen.

Mit der zweiten Generation – Noeres Sohn Gideon Modersohn stieg 2012 ein, drei Jahre später folgte Luise Nagel – verjüngte sich das Programm deutlich. Wieder orientierte man sich an der eigenen Generation, Namen wie Ulla von Brandenburg oder Annika Kahrs kamen hinzu. Und immer noch, das betont Nagel, hat die Galerie den Mut, junge Absolventen frisch von der Akademie aufzunehmen und ihnen den Weg in den Kunstmarkt zu ebnen.

Ein wichtiges Tool dafür ist die ART COLOGNE.

Luise Nagel, die mehrere Jahre eine Dependance der Produzentengalerie in Berlin leitete, nennt sie ihre „Stammmesse“. Hamburg, so sagt sie, liege nie einfach so auf dem Weg. Sich von dort aus international einen Namen zu machen, wie es die Produzentengalerie fraglos geschafft hat, gelinge nur mit starken Partnern. Deshalb habe man von Anfang an mit anderen renommierten Galerien kooperiert – und mit der Kunstmesse in Köln, die für die Hamburger bislang „jedes Mal ein Erfolg war“.