Köln 06.–09.11.2025 #artcologne2025

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Von der Peripherie in die Domstadt

Mit LC Queisser und Josey verzeichnet Kölns Galerienszene zwei spannende internationale Neuzugänge.

Installationsansicht der niederländischen Künstlerin Sabina Maria van der Linden in der Galerie Josey in Köln

Installationsansicht der niederländischen Künstlerin Sabina Maria van der Linden, deren Arbeiten im Sommer in der Galerie Josey in Köln zu sehen waren. Foto: Galerie Josey

Die zeitgenössische Kunstszene in Georgien ist ohne sie kaum vorstellbar. Die von Lisa Offermann und ihrem Mann Nika Lelashvili 2018 in Tiflis gegründete Galerie LC Queisser ist inzwischen dank des Alleinstellungsmerkmals international bekannt. Von dem Aufstieg profitiert neuerdings auch Köln durch die Gründung einer Dependance. „Das Galerieprogramm präsentiert sowohl internationale Künstler als auch georgische Stimmen mit dem Ziel, eine dynamische internationale Gemeinschaft aufzubauen und die Sichtbarkeit der georgischen Kunstszene zu erhöhen“, sagt Oppermann.

Vor dem Einstieg in den Kunstmarkt absolvierte die in Köln geborene Galeristin ein Praktikum bei Gavin Brown und arbeitete in Galerien in Berlin und Leipzig. Lelashvili war Bergführer und gab diesen Beruf 2020 auf, um Offermann beim Wachstum der Galerie zu unterstützen. LC Queissers Netzwerk außerhalb Georgiens begann durch Kooperationen schnell zu wachsen. Offermann kuratierte die Gruppenausstellung „Host“ in der Galerie Frank Elbaz in Paris mit georgischen Künstlern aus Tiflis und Paris. Dazu gesellten sich Ausstellungen in den Hollybush Gardens in London und im Rahmen eines weiteren Galerie-Sharing-Programms, Constellation Warsaw, bei der Galerie Stereo.

Auch die Spannbreite der Messe-Teilnahmen lässt sich inzwischen sehen. Sie reicht von der Frieze New York über die ART COLOGNE bis zu Art Basel Paris. „Ein zentrales Ziel für uns war es, die Aufmerksamkeit auf die oft als Randgebiet der Kunstwelt wahrgenommene Stadt Tiflis zu lenken. Sie ist jedoch seit langem ein kulturelles und künstlerisches Zentrum im Kaukasus, und wir möchten dies durch unser Galerieprogramm und lokale Initiativen unterstreichen“. Nach der Eröffnung der Galerie gründete Offermann deshalb ein Residenzprogramm, das Künstlerinnen und Künstler durch Lesegruppen, Hochschullehre oder andere Veranstaltungen in die lokale Gemeinschaft einbindet.

Die Galeristen Lisa Offermann und Nika Lelashvili von LC Queisser.

Die beiden Köpfe hinter LC Queisser: Lisa Offermann und Nika Lelashvili. Foto: Angus Leadley Brown

Künstlerisches Zentrum im Kaukasus

Während der Pandemie bemerkte sie den Mangel an Kunstbuchhandlungen in Georgien und gründete gemeinsam mit der Kuratorin Nina Akhvlediani und dem Grafikdesigner Dan Solbach den Verlag Kona Books. Beginnend mit Alexi-Meskhishvilis „Boiled Language“ im Jahr 2020 hat Kona Books über zehn Kunstbücher veröffentlicht und betreibt in Zusammenarbeit mit einem anderen lokalen Verlag, Post Press, die Buchhandlung Posta da Kona im Erdgeschoss von LC Queisser.

Nicht zuletzt hat Offermann dazu beigetragen, das Profil junger und alter Künstlerinnen und Künstler zu schärfen, darunter Tolia Astakhishvili, die 2024 den mit 100.000 Euro dotierten Chanel Next Prize gewann, und Elene Chantladze, die fast achtzigjährige Autodidaktin und Malerin, der sie auf der Art Basel in Paris einen Einzelstand widmete. Seit Mai 2025 betreibt die Galerie einen zweiten Standort in der Sankt-Apern-Straße 13. „Wir freuen uns, unsere Reichweite auf Köln auszudehnen“, sagt Offermann über ihre Heimatstadt. „Diese Stadt war schon immer die Stadt, die wir uns für unsere Expansion vorgestellt hatten, wegen der breiten institutionellen Landschaft im Rheinland – etwas, das uns in Georgien und der umliegenden Region schmerzlich fehlte.“

Zur ART COLOGNE wird LC Queisser in einer Gruppenausstellung u.a. Bilder des 1997 geborenen Anton Munar vorstellen. Munar, der zwischen Kopenhagen und Mallorca pendelt, gelingt es mit seiner figurativen Malerei eine poetisch-melancholische Atmosphäre zu erzeugen, die zeitlose Themen aufgreift.

Ein Detail aus dem Gemälde „Nächte des kalten Wassers“ von Anton Munar

Shooting Star bei LC Queisser: Anton Munar, Nächte des kalten Wassers, 2023-25 (Detail) Foto: LC Queisser

Junge britische Positionen

Vom britischen Norwich ist auch die 2019 gegründete Galerie Josey im Dezember 2024 nach Köln in die Gladbacher Straße 25 gezogen, weil sich ihre Betreiber Benjamin Brett und Jonathan P. Watts der Stärken der Region bewusst sind und sie als stimmiges Sprungbrett für junge britische Positionen gewählt haben. „Köln und das Rheinland blicken auf eine lange Tradition zeitgenössischer Kunst zurück. In Köln gibt es sehr interessante historische Räume, deren Archive noch immer geschätzt werden und Einfluss auf alternative Räume und Programmansätze haben“, sagt Brett. „Die Stadt ist außerdem günstig gelegen in der Nähe von Paris und Brüssel sowie mit Verbindungen nach London. Es gibt hier viele gute Museen und öffentliche Einrichtungen.“

Josey begann in Norwich, wo Kuratorin Lynda Morris durch die Organisation von EASTinternational, einer jährlichen Ausstellung, die von 1991 bis 2009 in Norwich stattfand, einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in Großbritannien geleistet hatte. Es war ein von Künstlern geführter Raum und das Programm wurde stets von dem Dialog untereinander geprägt. „Es ist wichtig, diesen Geist beizubehalten“, glaubt Brett. „Für die Realisierung einer Ausstellung ist ein intensiver Austausch unerlässlich. So entstand beispielsweise Terry Atkinsons erste Schau im Jahr 2021 im Zuge eines langen Briefwechsels. Dieser führte schließlich zu einer Veröffentlichung und einem Künstlergespräch zwischen Terry Atkinson, der Mitbegründer der Künstlergruppe Art & Language war, und dem Historiker TJ Clark. Auch unterrepräsentierte künstlerische Positionen sind ein wiederkehrendes Thema.“

Dem britischen Künstler Terry Atkinson widmet Josey aktuell in Köln eine Einzelausstellung, die seine kritische Auseinandersetzung mit den Bedingungen künstlerischer Produktion und Subjektivität in Zeiten der Moderne und des Konzeptualismus veranschaulicht. Zu sehen sind Wandarbeiten aus der Serie „Grease Works” aus den frühen 1990er Jahren, die die Formensprache des Abstrakten Expressionismus aufgreifen, sowie eine Auswahl aus zwei neueren Zeichnungsserien: „American Civil War 2 + Curtis LeMay” (2018–fortlaufend) und „Frontispiece” (2025).

Autorin: Alexandra Wach

Eine der „Grease Works“ von Terry Atkinson

Werke von Terry Atkinson, wie oben: Slat-GreaserTrough3, sind aktuell in der Galerie Josey zu sehen. Foto: Galerie Josey