Von Koeln nach Mexiko
Schon als Kind fuhr Corina Krawinkel mit ihrer Mutter nach London und Paris, um das Jeu de Paume oder den Louvre zu besuchen. Die erste Arbeit, für die sie 1986 entbrannte, war ein Staubsaugerbeutel von Josef Beuys auf der ART COLOGNE. Danach kaufte sie Zero-Künstler wie Heinz Mack, Otto Piene oder Günther Uecker. Auf der Armory Show in New York lernte sie bei einem Abendessen den Unternehmer und späteren Ehemann Max Krawinkel kennen, mit dem sie die Vorliebe für Zeitgenossenschaft teilt. Mit der Heirat führten sie ihre beiden Sammlungen zu einer zusammen. Sie befindet sich in steter Weiterentwicklung, weswegen sich das Paar mitunter auch schon mal von manch einem Werk trennt.

Unter der Leitung von Corina Krawinkel fand 2024 mit „All Passion Spent“ die erste Solo-Ausstellung von Xenia Hausner in Mexiko-City statt. Foto: Oscar Aguilar; König Galerie
Legendäre Rundgänge auf der ART COLOGNE
Inzwischen sammelt die in Köln ansässige Zahnärztin deutsche Malerei der Gegenwart, von den Kölner Zwillingen Gert und Uwe Tobias über André Butzer und Jonathan Meese bis zu den bunten Quadraten und Rastern von Imi Knoebel. Sie ist Mitglied in Kunst- und Förderkreisen von Museum Ludwig, Museum für Angewandte Kunst oder dem Kölner Kunstverein und organisiert Events. Ihre Rundgänge auf der ART COLOGNE sind inzwischen legendär. Die Teilnehmerinnen stammen aus ihrem weit verzweigten Freundeskreis. Im Vorfeld denkt sie sich als inspirierenden Leitfaden Themen wie „Schwarz“ oder „Frauen“ aus. Auch das Köln-Düsseldorfer-Galerienwochenende DC Open ist für sie ein Pflichttermin. Im Bus besucht sie mit ihren Gruppen auf der Suche nach neuen Talenten zehn Galerien in Köln und einen Tag später in Düsseldorf. Zu ihrem Selbstverständnis gehört es auch, zu ihren Künstlerinnen und Künstlern ein vertrautes Verhältnis zu haben und ihre Aktionen und Eröffnungen zu begleiten.

Installationsansicht der Gruppenausstellung „Comic Abstraction“ im Sommer 2025 in Mexiko City. Foto: Oscar Aguilar; König Galerie
Mexikos spirituelles Erbe
Mit all diesen Aktivitäten wären andere zeitlich schnell überfordert. Für Corina Krawinkel gilt das nicht. Im Februar 2024 übernahm sie in Kooperation mit der Berliner König Galerie die Leitung der Dependance in Mexiko-Stadt im angesagten Viertel Condesa, das an das New York der 1980er Jahre erinnern soll. Neben mehreren Ausstellungsräumen auf zwei Etagen beherbergt das Gebäude auch einen Garten und Künstlerresidenzen. Die Einzel- und Gruppenausstellungen werden durch Künstlergespräche, Performances und Gemeinschaftsveranstaltungen bereichert. Unter Corina Krawinkels Leitung soll König Mexico City die Beziehungen in die lokale Kunstszene vertiefen und einen innovativen Raum für zeitgenössische Kunst, Sammlerinnen und Sammler, Kuratorinnen und Kuratoren sowie das Publikum schaffen.
Die erste Gruppenausstellung „Surreal Surroundings" legte den Fokus auf das spirituelle Erbe Mexikos und den wichtigen Beitrag der dortigen Kultur zum Surrealismus. Zusammen mit mexikanischen Kunstschaffenden, die erstmals bei König ausstellten, waren Künstler der Galerie wie Jeppe Hein, Anselm Reyle und Andreas Schmitten vertreten. Zuletzt zeigte Corina Krawinkel eine Soloausstellung des in Mexiko-Stadt lebenden Saul Josâf. In seinen Arbeiten erforscht er die fließenden Grenzen zwischen Raum, Erinnerung und Wahrnehmung und schafft Ölgemälde, die als Schwellen zwischen Realität und Imagination fungieren, bei denen der Blick des Betrachters zum Protagonisten wird.
Autorin: Alexandra Wach